SIRT


Bei der SIRT handelt es sich um eine neuartige Behandlung bösartiger Lebertumoren primären (d.h. vom Lebergebe ausgehend) oder sekundären (d.h. von leberfremden Gewebe ausgehend = Lebermetastasen) Ursprungs, welche vorwiegend über die Leberarterien durchblutet werden. Die Behandlung mit SIRT kommt üblicherweise nur in Frage, wenn die Lebertumoren die Haupttumorlast darstellen und nicht für einen operative Entfernung oder eine andere lokale Therapiemaßnahmen geeignet sind bzw. systematische Behandlungen wie z.B. Chemotherapien ohne anhaltenden Erfolg durchgeführt wurden.

Über einen Gefäßkatheter, der von der Leiste her in die Leberarterie eingeführt wird, werden kleine gewebeverträgliche Harzkügelchen (=biokompatible Mikrosphären, Produktname SIR-Spheres) direkt in die Leberarterien injiziert. Aufgrund der Injektion in die Leberarterie reichern sich die Harzkügelchen vornehmlich im arteriell versorgten Tumorgewebe und nur zu einem geringen Anteil im gesunden Lebergewebe an, da dieses überwiegend durch die Pfortader versorgt wird.

Die Mikrosphären enthalten den radioaktiven Strahler 90-Yttrium. 90-Yttrium  ist ein Atom, das überwiegend Betastrahlung mit sehr kurzer Reichweite aussendet. Die mittlere Reichweite im menschlichen Gewebe liegt bei unter 4mm, die maximale Reichweite der Betastrahlung liegt im Gewebe bei ca. 11mm. Hierdurch eignet sich der Strahler gut für die Tumorbehandlung, es wird eine hohe Strahlendosis im Tumorgewebe erreicht bei nur geringer Mitbestrahlung des gesunden Lebergewebes.

Um eine Bestrahlung anderer Organe des Körpers zu vermeiden, wird durch Voruntersuchungen die zu erwartende Verteilung der Mikrosphären untersucht. Zur Bestimmung des Abstroms in die Lunge erfolgt ca. 2-3 Wochen vor der eigentlichen Behandlung eine Probe-Angiographie, bei der ein sehr schwacher radioaktiver Strahler (99mTechnetium-Makroalbumin, Gammastrahler) in die Leberarterie injiziert und nachfolgend die Verteilung gemessen wird. Sollte sich ein zu hoher Abfluss des Strahlers in die Lunge zeigen, kann die Behandlung unter Umständen nicht oder nur mit reduzierter Dosis durchgeführt werden, da dies eine strahlenbedingte Lungenentzündung hervorrufen kann.

Zusätzlich kann es unmittelbar vor der Behandlung notwendig sein, über den Katheter kleine von der Leberarterie abzweigende Gefäßäste zu verschließen, um einen Abfluss der Mikrosphären in andere Bauchorgane zu verhindern, da sonst strahleninduzierte Entzündungen in diesen Organen auftreten können.


Da die SIRT nur bösartiges Gewebe innerhalb der Leber erfasst, ist diese Methode nur zur Behandlung geeignet, wenn aufgrund der vorrausgegangenen Untersuchungen kein oder nur minimales Tumorgewebe außerhalb der Leber nachweißbar ist. Dies wird durch eine spezielle Untersuchung der sogenannten Positronen-Emissions-Tomographie in Verbindung mit der Computertomographie (PET-CT) vorher ausgeschlossen.

SIR-Spheres ist ein in Europa zugelassenes Medizinprodukt. Die Behandlung mir SIR-Spheres am Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München wird sowohl von den privaten als auch den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt, obwohl es sich noch um eine relativ neue Therapieform handelt, welche erst seit ca. 2003/2004 in größerer Anzahl eingesetzt wird. Die Berichte aus der wissenschaftlichen Literatur sind durchaus positiv und ermutigen zur Anwendung der SIRT bei nichtchirurgisch entfernbaren, vorwiegend arteriell versorgten bösartigen Lebertumoren. Eine vollständige Heilung ist durch die Therapie jedoch nicht zu erwarten. Auch sind abschließende Aussagen hinsichtlich der Sicherheit und der Wirksamkeit der Methode aufgrund der noch spärlichen Datenlage bisher noch nicht möglich